Kapitel XXVII
Schluss
Herr und Frau Khaparde
Wir beschließen dieses Kapitel mit einer Beschreibung der Khapardes. Dadasaheb Khaparde kam einmal mit seiner Familie nach Shirdi und lebte einige Monate dort. (Das Tagebuch dieses Aufenthalts wurde im Sai Leela Magazine, Bd. I, in Englisch veröffentlicht.) Dadasaheb war kein gewöhnlicher Mann. Er war der reichste und bekannteste Anwalt von Amraoti (Berar) und Mitglied des Staatsrats von Delhi. Er war sehr intelligent und ein hervorragender Redner. Dennoch traute er sich nicht, vor Baba den Mund aufzumachen. Die meistenm Devotees sprachen und argumentierten hin und wieder mit Baba; aber nur drei, nämlich Khaparde, Noolkar und Booty, blieben immer still. Sie waren bescheiden, demütig und von sanfter Natur. Dadasaheb, der fähig war, anderen die Pancadashi (eine wohlbekannte Sanskrit-Abhandlungdes berühmten Vidyaranya über Advaita-Philosophie) ausführlich zu erläutern, sagte kein einziges Wort, wenn er sich vor Baba in der Masjid befand. So belesen und gelehrt auch jemand in den Veden sein mag, er verblasst vor dem, der Gott verwirklicht hat und eins mit ihm geworden ist. Gelehrsamkeit ist nichts gemessen an Selbstverwirklichung.
Dadasahen blieb vier Monate in Shirdi, aber seine Frau sieben Monate. Beide waren hocherfreut über ihren Shirdu-Aufenthalt. Frau Khaparde war gläubig und ergeben und liebte Baba sehr. Jeden Mittag brachte sie selbst naivedya zur Masjid und nachdem Baba die Speise angenommen hatte, ging sie zurück in ihre Unterkunft und nahm ihre Mahlzeit zu sich.
Als Baba ihre beständige und unerschütterliche Hingabe sah, wollte er sie den anderen vorführen. Eines Mittags brachte sie eine Mahlzeit zur Masjid, die aus Weizenpudding (sanza), Puris, REis, Suppe, süßem Milchreis (kheer) und verschiedenen anderen Beilagen bestand. Baba, der gewöhnlich Stunden wartete, stand sofort auf, ging zu Seinem Essplatz, wickelte das Dargebrachte aus und aß begeistert von den Speisen. Shama fragte ihn: "Warum so parteiisch? Anderer Leute Speisen schiebstz Du fort und denkst noch nicht einmal daran, sie anzuschauen; diese nimmst Du demomnstrativ zu Dir und lässt sie Dir schmecken. Warum ist die Speise dieser Frau so süß? Das ist das Problem für uns." Daraufhin erklärte Baba: "Dieses Essen ist in der Tat außergewöhnlich. In einem früheren Leben war diese Frau die fette Kuh eines Kaufmannes, die viel Milch gab. Dann verschwand sie und wurde in die Familie eines Gärtners geboren, danmach in eine Kshatriya-Familie und heiratete einen Kaufmann. Hiernach wurde sie in eine Brahmanen-Familie geboren. Nach langer, langer Zeit sah ich sie wieder. Lasst mich einige süße Bissen der Liebe von ihrem Essen zu mir nehmen." Nachdem Er das gesagt hatte, tat er sich wieder gütlich an ihrer Speise, wusch sich dann Mund und Hände, rülpste ein paar Mal als Zeichen der Zufriedenheit und nahm wieder Seinen Platz ein. Frau Khaparde verneigte sich vor Ihm und begann, Seine Beine zu waschen. Er sprach mit ihr und massierte ihre Arme, die Seine Beine wuschen. Als Shama diesen gegenseitugen Dienst sah, fing er an zu scherzen und sagte: "Wie schön das ist! Es ist ein wundervoller Anblick, Gott und Seinen Jünger einander dienen zu sehen." Baba bat sie, nachdem Er so erfreut über ihren aufrichtigen Dienst war, in einer tiefen und faszinierenden Stimme, jetzt und immer "Rajarama, Rajarama" zu singen und sagte noch: "Wenn du das tust, wirst du dein Lebensziel erreichen. Dein Gemüt wird Frieden erlangen und du wirst in großem Maße Nutzen daraus ziehen."
Personen, die nicht mit spirituellen Angelegenheiten vertraut sind, mag das wie eine Affäre erscheinen, doch in Wirklichkeit war dem nicht so. Es war ein Fall von - technisch ausgedrückt - "shakti-pat", das heißt Übertragung von Kraft durch den Guru an den Schüler. Wie überzeugend und wirksam waren doch Babas Worte! Sie drangen sofort in ihr Herz und blieben dort.
Dieser Fall veranschaulicht die Art des Verhältnisses, das zwischen Guru und Schüler bestehen sollte. Beide sollten einander lieben und dienen als seien sie eins. Es gibt keinerlei Unterschied zwischen ihnen. Beide sind eins, und der Eine kann nicht ohne den anderen leben.
Wenn der Schüler seinen Kopf auf die Füße des Gurus legt, ist das lediglich eine grobstoffliche oder äußere Sichtweise; in Wirklichkeit und innerlich sind beode ein und derselbe. wer irgendeinen Unterschied zwischen ihnen sieht, ist noch unreif und nicht vollkommen.
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
zu beziehen über
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