Kapitel XXI
Die Geschichten von V. H. Thakur, Anantrao Patankar und einem Anwalt aus Pandharpur
In diesem Kapitel beschreibt Hemadoant die Geschichten von Vinayak Harishchandra Thakur, Anantrao Patankar aus Poona und einem Anwalt aus Pandharpur. Diese Geschichten sind sehr interessant und führen den Leser auf den spirituellen Pfad, wenn sie aufmerksam gelesen und verstanden werden.
Generell ist es so, dass wir aufgrund der angesammelten Verdienste in früheren Leben fähig sind, die Gesellschaft von Heiligen zu suchen und von ihnen zu profitieren. Hemadpant veranschaulicht diese Regel anhand seines eigenen Beispiels. Er war über viele Jahre Friedensrichter in Bandra, einem Vorort von Bombay. Dort lebte ein berühmter mohammedanischer Heiliger mit Namen Pir Moulana. Viele Hindus, Parsen und Leute anderer Religionen gingen zu ihm, um seinen Darshan zu haben. Sein Priester Inus bedrängte Hemadpant immer wieder, Tag und Nacht, zu ihm zu gehen. Doch aus irgendwelchen Gründen klappte es nicht. Erst nach vielen Jahren war die Reihe an Hemadpant und er wurde nach Shirdi gerufen, wo er in Babas Darbar fest eingestellt wurde. Glücklose Burschen bekommen diesen Kontakt zu Heiligen nicht. Nur die Begünstigten erhalten diese Gnade.
Seit undenklichen Zeiten gibt es in dieser Welt Heilige. Verschiedene Heilige inkarnieren sich an verschiedenen Orten, um die ihnen aufgetragene Mission auszuführen. Obwohl sie an verschiedenen Orten wirken, sind sie dennoch alle eins. Sie arbeiten gemeinsam unter der allgemeinen Autorität des Allmächtigen Herrn und wissen ganz genau, was jeder von ihnen an seinem Platz tut und unterstützen, wenn nötig, dessen Arbeit.
Nachfolgend ein Beispiel, was dieses veranschaulicht.
Herr Thakur
Herr V. H. Thakur war Angestellter beim Finanzamt. Er kam einmal mit einer Prüfungskommission in die Stadt Vadgaum in der Nähe von Belgaum. Dort sah er den Kanareser Heiligen Appa und verneigte sich vor ihm. Der Heilige war gerade dabei, der Zuhörerschaft einen Teil aus dem Buch Vichar-Sagar von Nishchal Das (ein Standardwerk über Vedanta) zu erklären. Als Thakur sich verabschieden wollte, sagte der Heilige zu ihm: "Du solltest dieses Buch studieren. Wenn du das tust, werden deine Wünsche erfüllt und wenn du einst nach Norden gehst, um deine Pflichten zu tun, wirst du durch dein Glück einem großen Heiligen begegnen. Dieser wird dir dann deinen zukünftigen Pfad zeigen, deinem Gemüt Ruhe geben und dich glücklich machen."
Später wurde er nach Junnar versetzt. Um dort hinzugelangen, musste er das Nhane Ghat (eine Gebirgskette, Anm. d. Ü.) überqueren. Dieses Ghat war sehr steil und unzugänglich und man konnte es nur auf einem Büffel überqueren. So musste er einen Büffelritt durch das Ghat machen, was ihm viel Unnanehmlichkeit und Schmerz bereitete. Er wurde befördert und dann nach Kalyan versetzt. Dort machte er die Bekanntschaft von Nanasaheb Chandorkar. Von ihm erfuhr er viel über Sai Baba und so wünschte er sich, Ihn zu sehen.
Am nächsten Tag musste Nanasaheb nach Shirdi und bat Thakur, ihn zu begleiten. Dieser konnte aber nicht mitkommen, weil er einem Fall am Zivilgericht in Thana beiwohnen musste. Thakur ging nach Thana, doch der Fall wurde vertagt. Er bedauerte, dass er Nanasaheb nicht begleitet hatte. Also reiste er nach Shirdi und als er dort ankam, hörte er, dass Nanasaheb am Tag zuvor den Ort verlassen hatte. Einige seiner anderen Freunde, die er dort antraf, nahmen ihn mit zu Baba. Er sah Baba, fiel Ihm zu Füßen und war überglücklich. Seine Augen waren voller Freudentränen und die Haare standen ihm zu Berge. Nach einer Weile sagte der allwissende Baba zu ihm: "Der Weg hierher ist nicht so einfach wie die Lehre des Kanareser Heiligen Appa oder gar der Büffelritt im Nhane Ghat. Für den spirituellen Pfad musst du deine ganze Anstrengung aufbringen, weil er sehr schwierig ist." Als Thakur diese vielsagenden Zeichen und Worte vernahm, von denen niemand außer ihm etwas wusste, war er von Freude überwältigt. Die Worte des Kanareser Heiligen hatten sich bewahrheitet. Er faltete seine Hände, legte seinen Kopf auf Babas Füße und betete, dass Er ihn annehmen und segnen möge. Dann sagte Baba: "Was Appa dir erzählte, war alles richtig, aber diese Sachen müssen geübt und gelebt werden. Bloßes Lesen nützt da nichts. Du musst darüber nachdenken und dann ausführen, was du liest, sonst bringt es keinen Nutzen. Ohne die Gnade des Gurus ist das bloße Buchwissen für die Selbstverwirklichung nutzlos." Den theoretischen Teil des Werkes Vichar-Sagar hatte Thakur gelesen, doch der praktische Weg wurde ihm in Shirdi gezeigt.
Die nächste Geschichte wird diese Wahrheit noch stärker hervorheben.
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
zu beziehen über
www.sathyasai-buchzentrum.de