Kapitel VI
Fortsetzung
Die Umwandlung von Urus in das Ramanavami-Fest
In dieser Weise verlief das Fest einige Zeit lang undallmählich gewann es an Bedeutung. 1912 fand eine Veränderung statt. In diuesem Jahr kam ein Devotee mit Namen Krishnarao Jageshwar Bhishma (der Autor der Broschüre "Sai Sagunopasana") mit Herrn Dadasaheb Khaparde aus Amraoti zum Fest. Am Tag vor dem Fest wohnten beide in Dixits Wada. Als Bhishma auf der Veranda lagund Herrn Laxmanrao - alias Kaka Mahajani - mit Puja-Gegenständen zur Masjid gehen sah, kam ihm eine neue Idee und er sprach Kaja Mahajani folgendermaßen an: "Es ist eine göttliche Vorsehung, dass Urus am Ramanavami-Tag in Shirdi gefeiert wird. Der Ramanavami-Tag wird von allen Hindus geliebt. Weshalb sollte da nicht die Geburtstagsfeier von Shri Rama an diesem Tag stattfinden?" Kaka Mahajani gefiel die Idee, und sie vereinbarten, dafür Babas Erlaubnis einzuholen. es gab aber ein großes Problem, nämlich einen Haridas zu bekommen, der die Kurtanas vortragen und die Herrlichkeit des Herrn zu diesem Anlass besingen sollte. Doch Bhishma löste das Problem, indem er sagte, dass seine "Rama Akhyan" eine Komposition über Ramas Geburt, fertig sei und er die Kirtanas selbst übernehmen wolle und Kaka Mahajani solle dazu auf dem Harmonium spielen. Radha.Krishna-Mai wurde dazu bewegt, das "Sunthavada" (Ingwerpulver mit Zucker) als heilige Speise (prasada) zuzubereiten. Sie gingen sofort zur Masjid, um Babas Erkaubnis einzuholen.
Baba, der alles wusste, auch was dort geschah, fragte Mahajani, was sich im Wada zugetragen habe. Mahajani war verstört, er konnte den Sinn der Frage nicht erfassen und blieb stumm. Daraufhin fragte Baba Bhishma, was er denn zu sagen habe. Bhishma erzählte Baba von der Idee, das Ramanavami-Fest zu feiern und bat um Seine Erlaubnis, die Er gerne erteilte. Alle waren darüber erfreut und begannen mit den Vorbereitungen für das Geburtstagsfest von Rama.
Am nächsten Tag wurde die Masjid mit Flaggen usw. geschmückt. Radha-Krishna-Mai stellte eine Wiege zur Verfügung, die vor Babas Sitz gestellt wurde, und das Fest nahm seinen Lauf. Bhishma sang die Kirtanas und Mahajani spielte auf dem Harmonium. Sai Baba ließ Mahajani durch einen Mann zu sich rufen. Mahajani zögerte aber zu gehen, weil er befürchtete, dass Baba das Fest abbrechen lassen könnte. Doch als er schließlich ging, fragte Baba, was denn los sei und weshalb die Wiege dort stehe. Er antwortete, dass das Ramanavami-Fest begonnen habe und deshalb die Wiege dort aufgestellt worden sei. Baba nahm daraufhin eine Blumengirlande aus der Nische und legte sie un Mahajanis Hals. Eine weitere Girlande ließ Er zu Bhishma bringen und es wurde weitergesungen. Am Schluss erschallten Hochrufe "Heil Rama" und überall wurde rotes Pulver hochgeworfen, auch mitten unter die Musikanten. Alle waren hocherfreut. Plötzlich hörte man ein Brüllen. Etwas von dem roten Pulver, das überall herumgeworfen wurde, war in Babas Augen gelangt. Baba wurde wild und begann laut zu wettern und zu schimpfen. Die Leute erschraken und fingen an, sich davon zu machen. Jene engen Devotees, die Baba gut kannten, nahmen Seine Beschimpfungen und Ergüsse als verkappten Segen auf. Sie dachten an Ramas Geburt und dass Baba recht damit tat, wild und wütend zu werdeb, um Ravana und seine Dämonen in der Form von Egoismus und boshaften Gedanken zu töten. Außerdem wusste sie, dass Baba immer wild und zornig wurde, wann immer etwas Neues in Shirdi unternommen wurde, und so blieben sie ruhig. Radha-Krishna-Mai war ziemlich bestürzt und dachte schon, dass Baba ihre Wiege zerbrechen würde und bat Mahajani, diese aus dem Weg zu räumen. Als er versuchte, die Wiege wegzunehmen, ging Baba aber schnell zu ihm und sagte, er solle sie nicht entfernen. Nach einiger Zeit beruhigste sich baba wieder und das Programm jenes Tages, einschließlich Mahapuja und Arati, konnte beendet werden.
Etwas später bat Mahajani Baba um Erlaubnis, die Wiege zu entfernen, aber Baba lehnte es ab und sage, dass das Fest noch nicht zu Ende sei. Am nächsten Tag wurde wieder gesungen und eine Gopal-Kala-Zeremonie durchgeführt. In dieser Zeremonie wird ein irdener Topf, der mit Joghurt vermischten, gerösteten Reis enthält, aufgehängt, um nach Beendigung des Kirtana zerbrochen zu werden. Der Inhalt wurde an alle verteilt, wie es zu Krishnas Zeiten unter seinen Freunden, den Kuhhirten, üblich war. Dann erst erlaubte Baba, die Wiege zu entfernen. Während das Ramanavami-Fest in dieser Weise ablief, wurde die Prozession mit den zwei Flaggen am Tage und die Sandelholz-Prozession am Abend mit dem üblichen Pomp und Gepränge durchgeführt. So wurde in dieser Zeit das Urus von Baba in das Ramanavami-Fest umgewandelt.
Im folgenden Jahr, 1913, wurde das Programm des Ramanavami-Festes erweitert. Radha-Krishna-Mai begann vom ersten Chaitra an ein namasaptaha. Hieran nahmen alle Devotees abwechselnd teil. Sie selbst machte dabei mit, manchmal auch frühmorgens. Da das Ramanavami-Fest an vielen Orten im ganzen Land gefeiert wird, hatte man wieder Schwierigkeiten, einen Haridas zu bekommen. Doch fünf oder sechs Tage vor dem Fest traf Mahajani zufällig Balabuva Mali, der als moderner Tukaram bekannt war und konnte ihn dazu bewegen, den Kurtana in jenem Jahr zu singen. Im nächsten Jahr (1914) kam ein anderer, Bababuva Satarkar aus Birhadsiddha Kavate im Distrikt Satara, nach Shirdi, weil er in seinem Heimatort wegen der dort herrschenden Pest nicht als Haridas auftreten konnte. Mit Babas Erlaubnis, die von Kakasaheb Dixit eingeholt wurde, sang er Kirtanas und wurde ausreichend für seine Arbeit belohnt. Das Problem, jedes Jahr einen neuen Haridas zu finden, wurde schließlich im Jahre 1914 von Sai Baba gelöst, denn er betraute Das Ganu Maharaj fest mit dieser Aufgabe. Er führte diese Funktion erfolgreich und ehrenvoll aus.
Ab 1912 wurde das Fest allmählich, Jahr für Jahr, größer. Vom 8. bis 12. des Monats Chaitra sah Shirdi wie ein Bienenkorb aus. Immer mehr Läden entstanden. Gefeierte Ringkämpfer nahmen an Wettkämpfen teil. Die Speisung der Armen wurde noch großzügiger ausgeführt. Radha-Krishna-Mais harte Arbeit und aufrichtige Bemühungen verwandelten Shirdi in einen Sansthan. Der Schmuck wurde immer mehr. Ein schönes Pferd, eine Sänfte, eine Kutsche und viele silberne Utensilien, Töpfe, Eimer, Bilder, Spiegel usw. wurden gesoendet. Selbst Elefanten wurden für die Prozession geschickt. Obwohl all dieses Drumherum enorm, anwuchs, behielt Baba, wie zuvor, seine Einfachheit bei und ignorierte diese Dinge.
Es muss besonders erwähnt werden, dass Hindus und Mohammedaner während beider Prozessionen vereint arbeiteten und zwar während des geamten Festes. Nicht die geringste Störung oder Zankerei kam zwischen ihnen auf. Zuerst kamen etwa 5.000-7.000 Menschwn zusammen. Doch nach einigen Jahren wuchs diese Zahl auf 75.000 an. Trotzdem gab es während der vielen vergangenen Jahre keinerlei Epidemien oder Krawalle.
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
zu beziehen über
www.sathyasai-buchzentrum.de