Kapitel XIV
Fortsetzung
Dakshina-mimamsa
Dieses Kapitel werden wir jetzt mit ein paar Erläuterungen über Dakshina abschließen. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass Baba die Menschen, die zu ihm kamen, immer um dakshina bat. Es könnte jemand die Frage aufwerfen: Wenn Baba ein Fakir war und vollkommen bundungslos, weshalb forderte Er dann dakshina und kümmerte sich um Geld? Diese Frage werden wir jetzt ausführlich erörtern.
Zuerst nahm Baba lange Zeit gar nichts an. Er sammelte abgebrannte Streichhölzer und füllte damit Seine Tasche. Ob es nun ein Devotee war oder nicht, Er nahm niemals irgendetwas von irgendjemandem an. Wenn jemand ein Paisa vor Ihm hinlegte, kaufte Er damit Öl oder Tabak. Er liebte Tabak, denn Er rauchte immer Zigaretten (bidi) oder eine Tonpfeife (chilim). Einige Leute mochten Heilige nicht mit leeren Händen besuchen und deshalb legten sie einige Kupfermünzen vor Baba hin. Wenn es ein Ein-Paisa-Stück war, pflegte Er es einzustecken; war es aber ein Zwei-Paisa-Stück, gab Er das Geld sofort zurück. Nachdem Babas Ruhm weit verbreitet war, versammelten sich die Menschen zahlreicher und Baba fing an, sie um dakshina zu bitten. Es heißt in den Veden, dass die Anbetung der Götter nicht vollständig ist, wenn nicht eine goldene Münze geopfert wird. Wenn schon eine Münze in der Puja für die Götter notwendig war, warum sollte es nicht ebenso in der Puja für die Heiligen sein? Schließlich steht in den heiligen Schriften, man solle nicht mit leeren Händen zu einem Gott, König, Heiligen oder Guru gehen. Vorzugsweise solle man Münzen oder Geld opfern. In diesem Zusammenhang erwähnen wir die von den Upanishaden empfohlenen Grundsätze. Die Brihadaranyaka-Upanishad sagt, dass die Gottheit Prajapati den Göttern, Menschen und Dämonen mit einer Silbe "da" Unterweisung gab. Die Götter verstanden darunter, dass sie "dama" - Selbstkontrolle - üben sollten, die Menschen dachten, dass sie "dana" - Wohltätigkeit - üben sollten und die Dämonen verstanden darunter, dass sie "daya" - Mitgefühl - üben sollten. In der Taittiriya-Upanishad, fordert der Lehrer seine Schüler auf, Freigebigkeit und andere Tugenden zu pflegen. Bezüglich der Freigebigkeit sagt er: "Gib mit Glauben oder auch ohne Glauben, aber gib mit Großmut, d. h. großzügig, gib mit Bescheidenheit, mit Ehrfurcht und mit Wohlwollen."
Um den Devotees die Lektion über Wohltätigkeit zu erteilen, ihre Bindung an Geld aufzuheben und somit ihren Geist zu läutern, forderte Baba dakshina von ihnen. Aber wie Baba sagte, gebe es da diese eine Besonderheit, nämlich dass Er das, was Er in Empfang nehme, hundertfach zurückgeben müsse. Hierfür gibt es viele Beispiele.
Um ein Beispiel zu nennen: Herr Ganpatrao Bodas, der berühmte Schauspieler, erzählte in seiner Marathi-Autobiographie, dass er vor Baba seinen Geldbeutel leerte, weil Er ihn des öfteren mit der Forderung nach dakshina bedrängte. Das Ergebnis davon war, wie Herr Bodas erwähnte, dass es ihm in seinem späteren Leben iemals an Geld mangelte. Es kam in Fülle zu ihm.
In vielen Fällen gibt es noch eine weitere Bedeutung für dakshina, Fälle in denen Baba keinen Geldbetrag wollte. Hierzu zwei Beispiele:
1. Baba erbat 15 Rupien als dakshina von Professor G.G. Narke, der ihm entgegnete, dass er nicht einmal einen Paisa habe. Daraufhin sagte Baba: "Ich weiß, dass du kein Geld hast. Aber du liest doch Jogavsishta. Gib mir daraus dakshina." Dakshina geben bedeutete in diesem Falle: aus dem Buch Lektionen entnehmenund sie im Herzen aufbewahren, wo Baba wohnt.
2. Im zweiten Falle bat Baba eine gewisse Frau R.A. Tarkhad um sechs Rupien dakshina. Die Dame fühlte sich unwohl, weil sie nichts geben konnte. Ihr Mann erklärte ihr dann, dass Baba die sechs inneren Feinde, nämlich Wollust, Zorn, Habgier usw. von ihr haben wolle, und dass sie Ihm diese übergeben solle. Baba war mit dieser Erklärung einverstanden.
Es muss hier erwähnt werden, dass Baba, obwohl Er eine Menge Geld durch dakshina sammelte, den gesamten Betrag am selben Tag verteilte, und dass Er am nächsten Morgen, wie üblich, der arme Fakir war. Als Baba in mahasamadhi ging, hatte Er nur ein paar Rupien in Seinem Besitz, obwohl Er zehn Jahre lang Tausende von Rupien als dakshina erhalten hatte. Kurz gesagt: Babas Hauptanliegen beim Einnehmen von dakshina war es, Seinen Devotees die Lektionen des Verzichts und der Läuterung zu lehren.
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
zu beziehen über
www.sathyasai-buchzentrum.de