Kapitel XXXVI
Die wunderbaren Geschichten von zwei Herren aus Goa und Frau Aurangabadkar
Zwei Herren
Einmal kamen zwei Herren aus Goa zu Baba und fielen vor Ihm nieder. Obwohl sie zusammen kamen, wollte Baba nur von einem von ihnen 15 Rupien dakshina, die dieser auch bereitwillig gab. Der andere Herr bot freiwillig 35 Rupien an. Diese Summe wurde zum Erstaunen aller von Baba abgelehnt. Shama, der dabei war, fragte Baba: "Was soll das? Beide kamen zusammen. Du nimmst von dem einen dakshina an und von dem anderen, der es Dir freiwillig anbietet, lehnst Du es ab. Weshalb machst Du diesen Unterschied?" Baba antwortete: "Shama, du weißt gar nichts; Ich nehme von niemandem etwas. Die Masjidmayi verlangt die Schulden, der Spender bezahlt sie und wird frei. Habe ich etwa ein Heim, Besitz oder Famile, um die ich mich kümmern muss? Ich benötige nichts. Ich bin immer frei. Schulden, Feindschaft und Mord müssen wieder gutgemacht werden, dem kann man nicht entrinnen." Dann fuhr Baba in seiner charakteristischen Weise fort: "Zuerst war er arm und gab seinem Gott das Versprechen, ihm das erste Monatsgehalt zu spenden, wenn er eine Anstellung bekäme. Er erhielt eine Anstellung, bei der das Gehalt monatlich 15 Rupien betrug. Regelmäßig wurde er befördert und bekam 30, 60, 100, 200 und schließlich 700 Rupien Gehalt monatlich. Aber bei all seinem Wohlstand vergaß er ganz und gar sein Versprechen. Die Kraft seines Karmas hat ihn hierher getrieben und Ich habe ihm den versprochenen Betrag als dakshina abverlangt.
Hier eine andere Geschichte. Auf einem Spaziergang am Meer kam ich zu einem riesigen Wohnhaus und setzte mich dort auf die Veranda. Der Eigentümer, ein Brahmane, bereitete mir einen angenehmenm Empfang und bot mir ein üppiges Mahl an. Später zeigte er mir einen sauberen und ordentlichen Platz in der Nähe eines Schrankes, wo ich schlafen konnte.
Während ich fest schlief, entfernte der Mann eine Steinplatte, durchstieß die Wand, kam herein und entwendete alles Geld aus meiner Tasche. Als ich erwachte, sah ich, dass mir 30.000 Rupien gestohlen worden waren. Ich war äußerst bekümmert und weinte und jammerte. Es waren alles Geldscheine, und ich glaubte, der Brahmane habe sie gestohlen. Ich verlor jedes Interesse an Essen und Trinken, saß zwei Wochen auf der Veranda und trauerte über meinen Verlust. Nach diesen zwei Wochen kam ein Fakir vorbei, der mich weinen sah und sich nach dem Grund meiner Trauer erkundigte. Ich erzählte ihm alles. Er sagte: 'Wenn du tust, was ich dir sage, wirst du dein Geld wieder erhalten. Gehe zu einem Fakir, ich werde dir sagen, wo du ihn findest. Ergib dich ihm, er wird dir helfen, dein Geld wiederzubekommen. Inzwischen enthalte dich deiner Lieblingsspeise, bis du dein Geld zurück hast.' Ich folgte dem Rat des Fakirs und bekam mein Geld wieder.
Dann verließ ich das Haus und ging zum Meer. Dort lag ein Dampfschiff, aber ich konnte nicht an Bord, weil es zu voll war. Ein freundlicher Angestellter setzte sich für mich ein und ich kam glücklicherweise doch noch mit. Es brachte mich zu einem anderen Ufer, wo ich einen Zug bestieg und zur Masjidmayi kam."
Die Geschichte war zu Ende und Baba bat Shama, sich um die Gäste und deren Bewirtung zu kümmern. Daraufhin nahm Shama sie mit zu sich nach Hause und gab ihnen zu essen. Während des Abendessens sagte Shama zu den Gästen, dass Babas Geschichte ziemlich mysteriös sei. Er sei weder am Meer gewesen, noch habe Er 30.000 Rupien in Seinem Besitz, noch sei er gereist, noch habe Er irgendwelches Geld verloren und könne daher auch keines wiederfinden. Er erkundigte sich, ob sie die Geschichte und deren Bedeutung erfasst hätten. Die Gäste aber waren tief berührt und vergossen Tränen. Mit gebrochener Stimme sagten sie, dass Baba allgegenwärtig sei, unendlich, das EINE (parabrahman) ohne ein Zweites. "Die Geschichte, die Er erzählte, ist ganz genau unsere Geschichte, die bereits geschehen ist. Es ist ein großes Wunder, dass Er davon wusste! Wir werden alle Einzelheiten nach dem Essen berichten."
Dann, nach der Mahlzeit, während sie Betelblätter kauten, begannen die Gäste ihre Geschichte zu erzählen. Einer von ihnen sagte: "Mein Geburtsort liegt in den Bergen. Ich ging nach Goa und nahm dort eine Arbeit an, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich hatte Gott Datta versprochen, ihm mein erstes Monatsgehalt zu weihen, wenn ich eine Arbeit bekäme. Durch seine Gnade bekam ich dann eine Anstellung mit 15 Rupien Gehalt und wurde befördert, wie von Baba beschrieben. Ich hatte tatsächlich mein Versprechen vergessen. Baba hat mich gerade in dieser Weise daran erinnert und von mir die 15 Rupien verlangt. Es ist nicht dakshina, wie man vermuten mag, sondern die Begleichung einer alten Schuld und die Erfüllung eines lang vergessenen Versprechens."
In der Tat bettelte Baba wirklich niemals um Geld, noch erlaubte er seinen bhaktas zu betteln. Geld sah Er als eine Gefahr an oder als Hindernis für den spirituellen Fortschritt. Er erlaubte nicht, dass Seine Devotees in diese Falle gingen. Bhagat Mhalsapati ist ein Beispiel dafür. Er war sehr arm und konnte sich kaum ernähren. Baba erlaubte ihm nie, Geld zu verdienen noch gab Er ihm jemals etwas von dem eingenommenen dakshina. Einmal gab ein freundlicher und großzügiger Kaufmann namens Hansraj Mhlasapati in Babas Gegenwart eine große Summe Geld, doch Baba erlaubte ihm nicht, sie anzunehmen.
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
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