Kapitel XVI und XVII
Schnelles Brahmajnana
Diese beiden Kapitel erzählen die Geschichte von einem reichen Herrn, der von Baba ganz schnell Brahmajnana wollte.
Das letzte Kapitel berichtete darüber, wie das kleine Opfer des Herrn Cholkar erfolgreich durchgeführt und angenommen wurde. Mit jener Geschichte zeigte Baba, dass Er jede kleine Sache, die mit Liebe und Hingabe dargeboten wurde, mit Dank annahm, doch sie ablehnte, wenn sie mit Stolz und Hochmut gegeben wurde. Er war selbst voller sat-cit-ananda und gab nicht viel auf äußere Formalitäten. Doch wenn eine Gabe mit Bescheidenheit und Demut dargebracht wurde, war sie willkommen und er akzeptierte sie voller Begeisterung. Es gibt in der Tat keine großzügigere und wohlwollendere Person als unseren Sadguru Sai Baba. Er kann nicht einmal mit dem Cintamani-Juwel (dem Stein der Weisen), dem Kalpataru (himmlischer Baum, der unsere Wünsche erfüllt) oder der Kamadhenu (himmlische Kuh, die gibt, was wir essen wollen) verglichen werden, denn sie geben uns nur das, was wir wünschen. Aber der Sadguru gibt uns das Kostbarste, das unvorstellbar und unergründlich ist, nämlich die Wirklichkeit. Hören wir jetzt, wie Sai Baba einen reichen Mann behandelte, der zu Ihm kam und Ihn anflehte , ihm Brahmajnana zu geben.
Es gab einen sehr wohlhabenden Mann (leider werden sein Name und seine Herkunft nicht erwähnt), der große Reichtümer angehäuft hatte, Häuser, Felder und Ländereien besaß und viele Diener und Untergebene hatte. Als ihm Babas Ruhm zu Ohren kam, sagte er zu einem Freund, dass ihm eigentlich nichts fehle und dass er nach Shirdi reisen werde, um von Baba die Erkenntnis Brahmans (Brahmajnana) zu erbitten, und wenn er das bekäme, werde es ihn gewiss noch glücklicher machen. Sein Freund riet ihm ab und sagte: "Es ist nicht leicht, Brahman zu erkennen und besonders nicht fpr einen habsüchtigen Mann wie du es bist, der ständig mit REichtum, Frau und Kindern bechäftigt ist. Wer wird schon dein Streben nach Brahmajnana zufrieden stellen, wenn du nicht einmal bereit bist, auch nur einen einzigen Paisa für wohltätige Zwecke auszugeben?"
Der Mann hörte nicht auf den Rat seines Freundes, bestellte für die Hin- und Rückreise eine Droschke und fuhr nach Shirdi. Er ging zur Masjid und sah Sai Baba, fiel Ihm zu Füßen und sagte: "Baba, ich hörte, dass du allen, die hierher kommen, unverzüglich das Brahman zeigst. Auch ich bin den langen Weg von meinem Wohnort hierher gekommen und bin sehr erschöpft von der REise, doch wenn ich das Brahman von dir erhalte, haben sich meine Mühen gelohnt." Baba antwortete daraufhin: "Oh, meinlieber Freund, sei unbesorgt. Ich werde dir Brahman sofort zeigen. Alle meine Angelegenheiten werden bar bezahlt und niemals per Kredit erledigt. Es kommen so viele Leute zu mir und bitten um Reichtum, Gesundheit, Macht, Ehre, Ramg und Namen, Heilung von Krankheiten und andere vorübergehende Dinge. Selten kommt jemand hierher und bittet um Brahmajnana. Es herrscht kein Mangel an Leuten, die um weltliche Dinge bitten. Weil aber Menschen, die sich für spirituelle Angelegenheiten interessieren, sehr selten sind, sehe ich es als großen und besonderen Augenblick an, dass jemand wie du kommt und mich um Brahmajnana bittet. Von jetzt an werde ich dir mit Freuden Brahman zeigen, mit all seinen Begleiterscheinungen und Komplikationen."
Und so begann Baba, ihm Brahman zu zeigen. Er ließ ihn sich hinsetzen, verwickelte ihn in ein Gespräch und ließ ihn somit seine Fragen fürs erste vergessen. Dann rief Er einen Jungen heran und sagte ihm, er solle zu Nandu Marwari gehen und sich von ihm fünf Rupien ausleihen. Der Junge ging und kehrte sofort wieder zurück. Er sagte, dass Nandus Haus verschlossen und er nicht da sei. Daraufhin sagte Baba ihm, er solle zum Händler Bala gehen und von diesem die besagte Anleihe holen; aber auch das blieb ohne Erfolg. Das Experiment wurde zwei- oder dreimal mit dem gleichen Ergebnis wiederholt.
Wie wir wissen, war Sau Baba die lebendige und wandelnde Verkörperung Brahmans. Es könnte jemand fragen: "Warum wollte Er die lächerliche Summe von fünf Rupien und warum gab Er sich soviel Mühe, diese geliehen zu bekommen?" In Wirklichkeit wollte Er diese Summe gar nicht. Er wusste ganz genau, dass Nandu und Bala nicht da waren, und diese Prozedur diente scheinbar als Prüfung für den Brahman-Sucher. Jener Herr trug ein Bündel Geldscheine in seiner Tasche. Wenn es ihm wirklich ernst gewesen wäre, hätte er nicht still gesessen und lediglich zugeschaut, wie Baba verzweifelt versuchte, die lächerliche Summe von fünf Rupien zu bekommen. Er hätte gewusst, dass Baba Sein Wort halten und die Schukd zurückzahlen würde und dass die verlangte Geldsumme unbedeutend war. Aber dieser Herr konnte sich nicht entscheiden, den Betrag vorzustrecken. Ein solcher Mann wollte von Baba die großartigste Sache der Welt haben, nämlich Brahmajnana!. Jeder andere Mensch, der Baba wirklich liebte, hätte ihm sofort fünf Rupien geliehen statt nur Zuschauer zu sein. Anders verhielt es sich mit diesem Herrn. Er gab weder Geld noch saß er still, sondern wurde ungeduldig, weil er es eilig hatte und nach Hause wollte. Er flehte Baba an: "Oh Baba, bitte zeige mir bald das Brahman." Baba erwiderte: "Mein lieber Freund, hast du nicht die Prozedur verstanden, die ich veranstaltete, während ich hier saß, um dir zu ermöglichen, das Brahman zu schauen. Um es kurz zu sagen: um Brahman zu schauen, muss man fünf Dinge übergeben, nämlich 1. die fünf Pranas (Lebenskräfte), 2. die fünf Sinne (fünf Sinnesorgane und fünf Wahrnehmungssinne), 3. das Gemüt (mind), 4. den Intellekt und 5. das Ego. Dieser Brahmajnana-Pfad oder Selbstverwirklichung ist so schwer, wie auf Messers Schneide zu gehen."
Verneige dich vor Shri Sai - Friede sei mit allen
aus: Shri Sai Satcharita, aus dem Englischen von Irmgard Streich-Buda, Sathya Sai Vereinigung e.V. 2002
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